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Hoffnungsbrief Nr. 36

Eingang: 26.11.2020, Veröffentlicht: 26.11.2020

Hoffnungsbrief Nr. 36
Liebe Gemeinde!

Die Adventszeit ist eine besondere Zeit - immer schon. Für mich zumindest, in meiner Erinnerung. Jeden Sonntag zur Kaffeezeit kamen wir als Familie zusammen. Die Kerzen am Adventskranz wurden angezündet; erst die eine und dann auch die zweite, bis kurz vor Weihnachten endlich alle vier Kerzen brannten. Wir saßen um den Stubentisch herum und es wurde gesungen und eine Geschichte vorgelesen und selbstgebackene Kekse gegessen. Das Haus war geschmückt mit glänzenden Sternen und Tannenbäumen und kleinen wattebäuschigen Engeln, die wir in der Kinderstunde gebastelt hatten. Es lagen Orangen auf einem Teller, mit Nelken gespickt und manchmal brannte auch ein kleiner duftender Kegel in dem Räuchermännchen, das ich als Kind immer ein bisschen unheimlich fand. Dann stiegen Dampfkringel aus der kleinen Pfeife auf, die in seinem Mundwinkel hing, und verbreiteten den Geruch nach annennadeln - ein kleiner Vorbote des Duftes, der sich in der Heiligen Nacht im ganzen Haus ausbreiten würde.

Diese Erinnerungen an den Advent meiner Kindheit sind so lebendig in mir, die Gerüche und die Geräusche, dass ich dieses wohlige Gefühl von Geborgenheit immer noch spüren kann, wenn ich die Augen schließe und mich erinnere. Und ich weiß auch noch, wie schwer es für mich war, das erst Mal die Adventszeit weit weg von Zuhause zu erleben, ohne meine Familie und ohne die vertrauten Rituale.

Dieses Jahr wird die Adventszeit für alle anders. Es wird keine Weihnachtsmärkte geben, keine Weihnachtsfeiern mit den Kollegen und kein Gedrängel in den Kaufhäusern. Es wird keine Krippenspielproben geben, kein gemeinsames Adventsliedersingen im Gottesdienst und kein gemütliches Beisammensitzen im Seniorenkreis. Ich weiß jetzt schon: das wird mir fehlen, das eine mehr, das andere weniger. Aber ich weiß auch, dass das zwar Dinge sind, die mir vertraut sind und am Herzen liegen - aber nicht das, worum es eigentlich geht in der Adventszeit.

Adventszeit - das ist wie die sieben Wochen vor Ostern eine Zeit der inneren Vorbereitung. Sie will mir Raum geben und Zeit schenken, mich von Überflüssigem zu lösen und mich auf das zu besinnen, was wesentlich ist im Leben. Und obwohl wir nicht so viel Zeit in der Gemeinschaft lieber Menschen verbringen können in dieser Vorweihnachtszeit, wird Weihnachten trotzdem ein Fest der Liebe sein, wie in jedem Jahr - denn es geht ja vor allem erstmal um Gottes Liebe in diesen Tagen. Aus Liebe kommt Gott als Kind zur Welt. Er will uns nahe sein, unser Herz berühren - damit wir ihm vertrauen können in Allem, was das Leben uns bringt. Die Weihnachtsfreude ist in der Krippe zu finden und nicht am Glühweinstand oder im Kaufhaus und deshalb kann sie auch in diesem Jahr in unsere Herzen einziehen.

Für mich ist die Liebe Gottes die Voraussetzung dafür, dass Weihnachten dann aber auch zu einem Fest der Liebe zwischen uns Menschen werden kann. Aus Gottes Liebe kann ich schöpfen in meinem Zusammensein mit anderen Menschen - und auch in dem unfreiwilligen Getrenntsein, das wir in diesem Jahr immer wieder erleben und das auch vor der Adventszeit keinen Halt machen wird. Und vielleicht ist es in diesem Jahr noch wichtiger als sonst, einen wachen Blick und ein offenes Herz zu haben für die Menschen um uns herum - damit niemand vereinsamt oder allein bleibt mit den Sorgen und Nöten, in die viele Menschen gestürzt werden durch die Corona-Regeln. Ja, der Advent wird anders in diesem Jahr - aber ich wünsche Ihnen, dass es trotz Allem eine gesegnete Zeit wird für Sie!

Herzlichst, ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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