Hoffnungsbrief Nr. 37
Eingang: 04.12.2020, Veröffentlicht: 04.12.2020
Liebe Gemeinde,
Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Am Sonntag sind es sogar schon zwei. Wir sind mitten drin in der Adventszeit. Überall wohin man schaut sind die Häuser geschmückt mit Advents- und Weihnachtsschmuck. Wenn ich abends spazieren gehe oder mit dem Auto unterwegs bin, leuchtet es mir entgegen. Manchmal kommt es mir vor, als würde ein Vorgarten den anderen mit der Anzahl an Lichtern übertreffen wollen. So viele sind es. Sogar an einem vom Dach steigenden Nikolaus bin ich schon vorbeigefahren. Das hat Erinnerungen in mir wach gerufen. Jeden Abend vor dem Nikolaustag sagte meine Mutter zu uns: “Denkt daran, morgen kommt der Nikolaus. Ihr müsst noch eure Stiefel putzen.” Also holten wir Geschwister schnell einen unserer Stiefel aus dem Schrank. Dieser wurde mit Schuhcreme eingerieben und dann mit einer Schuhbürste so lange “blitzblank” gebürstet bis der Stiefel glänzte. Die Stiefel bekamen vor der Haustür einen gut sichtbaren Platz. So war alles gut vorbereitet und wir Kinder erwarteten aufgeregt die Ankunft des Nikolaus. Wie war die Freude groß, wenn am nächsten Morgen die Stiefel mit allerlei Leckereien gefüllt waren.
Wissen sie eigentlich, woher der Brauch mit den Stiefeln kommt? Historisch kann man nicht allzu viel über Nikolaus sagen. Nur, dass er in Myra gelebt hat, in der heutigen Türkei, nahe Antalya. Man sagt, er sei dort Bischof gewesen. Legenden über den Nikolaus von Myra gibt es viele. Einer der Legenden nach hat er, als er noch nicht Bischof war, geerbt und ist auf diese Weise reich geworden. Diesen Reichtum hat er nicht für sich behalten, sondern Kindern oder armen Menschen Gutes getan. Es wird berichtet, dass er drei arme Jungfrauen nachts heimlich mit drei Goldklumpen beschenkt und sie auf diese Weise davor bewahrt hat, von ihrem Vater als Mägde verkauft zu werden. So hatten sie genug Mitgift um heiraten zu können und ein gutes Leben zu leben. Daran erinnern noch heute die über Nacht gefüllten Stiefel.
In diesem Jahr fällt der Nikolaustag auf den zweiten Advent. Adventszeit, das ist auch Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach Licht, nach Wärme, Geborgenheit und Liebe.
Denn manchmal kann es so dunkel werden, dass man die Welt nicht mehr versteht. Ich denke an den Schmerz der Menschen in Trier, an den Verlust geliebter Menschen, an die Ungewissheit, ob der entwickelte Impfstoff unsere Probleme mit dem Coronavirus löst, an die Angst, dass wir selbst oder unsere Liebsten an dem Virus erkranken.
In diese Dunkelheit hinein erwarten wir als Christen die Ankunft eines besonderen Lichtes. Jedes Jahr neu warten und hoffen wir, dass es in unsere Herzen einzieht und uns Hoffnung, Frieden und Freude schenkt. Ein Licht, dass hineinscheint in das Dunkel unserer Welt und unseres Alltags.
Die Lichter, die wir im Advent anzünden oder aufstellen, weisen uns auf das Kind in der Krippe. Dies Kind - in ärmlichen Verhältnissen geboren - ist für uns zum Retter der Welt geworden. Es hat unsere Schuld auf sich geladen, um uns zu erretten. Dies ist das eigentliche Geschenk, dass die Liebe Gottes zu uns ausdrückt. Diese Liebe, die uns in dem Kind in der Krippe besucht, möchte das Dunkel in uns hell machen, möchte in unser Herz einziehen, so dass auch wir diese Liebe weitergeben können. Vielleicht ein bisschen so wie Nikolaus.
Ich wünsche Ihnen, dass sie diese Nähe und Liebe Gottes immer wieder spüren können, nicht nur in der Adventszeit. Bleiben sie behütet.
Ihre Lektorin
Petra Woscholski
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