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Hoffnungsbrief Nr. 51

Eingang: 17.03.2021, Veröffentlicht: 17.03.2021

Hoffnungsbrief Nr. 51

Liebe Gemeinde!

Was so an Klatsch und Tratsch aus den Königshäusern in der Presse veröffentlicht wird, nehme ich in der Regel nicht zur Kenntnis. In den letzten Wochen kam man um eines dieser Themen aber nicht herum: der Megxit und das von allen Medien aufgebauschte Interview von Meghan und Prinz Harry mit der Moderatorin Oprah Winfrey. In diesem Zusammenhang ist mir ein Zitat von Meghan im Gedächtnis haften geblieben : “Wir können alle ein Leben im Dienst führen. Dienst ist universell.” Meghan bezieht sich damit auf ihre Tätigkeit in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen, die ein Teil ihrer royalen Pflichten war und die sie auch jetzt weiter führen möchte.

Interessant daran finde ich zuerst, dass sie ihr Leben an der Seite von Prinz Harry offensichtlich als Dienst auffasst. Was für Aschenputtel das Happy End ist und auch das Ende ihrer Dienstbotentätigkeit für die böse Stiefmutter und die nicht minder bösen Stiefschwestern, ist für Meghan der Eintritt in einen Dienst. Sie wird so etwas wie eine Prinzessin - um zu dienen (zumindest stellt sie das so dar). Nun wollen sich zum Fasching viele Mädchen als Prinzessin verkleiden - aber Dienerin will keine sein. Dabei gibt es heute doch viele - auch angesehene - Tätigkeiten, die ursprünglich mal als Dienst gedacht waren - nur haben das manche offensichtlich nicht verstanden. Neben dem königlichen Klatsch und Tratsch konnte man in den letzten Wochen nämlich auch einiges von Staatsdienern lesen, die sich mit Maskendeals bereichert haben, oder von Menschen im Priesterdienst, die beschuldigt werden, Missbrauch betrieben oder vertuscht zu haben. Machtmissbrauch und Korruption sind in meinen Augen Dinge, die mit dem Dienstgedanken dieser Berufsgruppen überhaupt nicht vereinbar sind.

In manchen Berufsgruppen wird der Dienstgedanke noch sehr hoch gehalten - im Rettungsdienst, im Polizeidienst oder auch im Pflegedienst zum Beispiel - aber die Arbeitsbedingungen dort sind oft miserabel, und die Bezahlung auch. Dabei sind das für mich die echten Helden, riskieren sie doch ihre Gesundheit oder gar ihr Leben im Dienst für die Allgemeinheit. Dass die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Anerkennung ihrer Arbeit vor Allem auch in der Pflege Folgen mit sich bringt, die gerade in diesen Zeiten dramatisch sind, liegt auf der Hand. Aber auch in allen anderen Bereichen gilt: wir brauchen Menschen, die ihren Dienst tun. Ohne wenn und aber, ohne großes Getue um die eigene Person, ohne teures Outfit und ohne eine Heerschar an Leibwächtern und richtigen “Dienstboten”, die einem den Alltag organisieren.

Anderen Menschen zu dienen - dazu gehört auch eine große Portion Idealismus. Ich kann verstehen, dass der manchmal an den realen Bedingungen dieser Welt zerschellt, die Menschen ausgebrannt zurückbleiben und sich nach einem anderen Beruf umsehen. Und ich bin sehr froh, dass es den einen gibt, der sich nicht hat abhalten lassen vom Dienen, auch wenn es ihn am Ende das Leben gekostet hat: “Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele” (Mt 20,28) - so sagt es der Wochenspruch für die vor uns liegende Woche.

Jesus hat den Menschen gedient. Er war sich nicht zu schade, fremde Füße zu waschen und dabei auf dem Boden zu knien. Ihm ging es wirklich um die anderen, nicht um sich selbst. Und sein Dienst war tatsächlich universell im Sinne von allumfassend. Es ist schon ein bisschen vermessen zu glauben, dass unser menschlicher Dienst jemals universell sein könnte. Aber darum geht es auch nicht, und es geht auch nicht darum, die Beste oder die Beliebteste zu sein. Aber jede von uns kann an dem Ort, an den Gott sie gestellt hat, ihr Bestes geben. Wie schön wäre die Welt, würden wir das alle tun!

Herzlichst, ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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