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Hoffnungsbrief Nr. 57

Eingang: 28.04.2021, Veröffentlicht: 29.04.2021

Hoffnungsbrief Nr. 57
Liebe Gemeinde!

Mein Großvater war bei uns im Dorf im Männergesangverein aktiv. Ich denke mal, mehr als am Singen lag ihm daran, dass das so schön gesellig war und es auch lustige gemeinsame Fahrten gab. Die Übungsabende fanden in einer der örtlichen Kneipen statt, die es damals noch gab, und wenn der Chor sich aufstellte, um ein Lied anzustimmen, dann konnte man im Hintergrund, an die Wand gemalt, ein ländliches Idyll sehen und einen Schriftzug: “Wo man singt, da lass
dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder.”

Heute weiß ich, dass das eine Zeile aus einem Volkslied von Johann Gottfried Seume ist. Ob das inhaltlich auch stimmt - da bin ich mir nicht sicher. Es gibt auch Lieder, die ziemlich haarsträubende Botschaften transportieren und sogar zu Hass und Gewalt aufrufen. Aber zumindest für das gemeinsam Singen gilt: Ohne ein Mindestmaß an Gemeinsinn geht es nicht. Wenn man zusammen singen will, muss man aufeinander hören. Nicht um die einzelne Stimme geht es, sondern um den Einklang. Im Singen, gerade auch im gemeinsamen Singen im Chor, fühlen sich viele Menschen als Teil einer Gemeinschaft. Fühlen sich getragen und getröstet und gut aufgehoben, wenn die einzelnen Stimmen sich zu einem gemeinsamen Gesang verbinden. Und außerdem macht es einfach Spaß, zusammen zu singen!

Es ist schade, dass wir das im Gottesdienst im Moment nicht dürfen. Ich sehne die warmen Tage herbei, an denen wir wieder draußen Gottesdienst feiern und dann eben auch wieder gemeinsam Lieder anstimmen dürfen. Lieder sind eine der ältesten Ausdrucksformen unseres Glaubens. Die Psalmen in der Bibel sind Lieder, die die Menschen von ein paar tausend Jahren gesungen haben. Mirjam singt, nachdem das Volk Israel erfolgreich das Schilfmeer durchquert hat und Maria, als sie mit Jesus schwanger ist. Wie in unserem Leben drücken die Lieder der Bibel Trauer aus und Freude, Klage und Lob, Verzweiflung und Hoffnung. Auch das, was Martin Luther den Menschen in der Reformation nahe bringen wollte, ist vor Allem in Liedern unters Volk getragen worden. Die komplizierten theologischen Fragen, über die sich die Gelehrten gestritten haben, haben die einfachen Menschen nicht so sehr interessiert. Aber die Lieder - die haben die Herzen und auch die Seelen erreicht. So ein Lied zum Beispiel wie Luthers “Vom Himmel hoch da komm ich her”. Das ist für mich noch immer eines der Lieder, ohne die es Weihnachten einfach nicht geht - obwohl es schon um die 490 Jahre alt ist.

Aber ich mag auch die neuen Kirchenlieder. “Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder” so sagt es der 98. Psalm. Singt! Kantate! So heißt das auf lateinisch, und so heißt auch der vierte Sonntag nach Ostern. Das, was wir glauben, findet sich wieder in immer neuen Melodien und Texten. Damit Menschen berührt werden, auch heute.

Den Männergesangverein, in dem mein Großvater gesungen hat, den gibt es schon lange nicht mehr. Und ich merke es auch in der Konfirmandenarbeit: Es wird nicht mehr so viel gesungen, auch in den Familien nicht. Deshalb hoffe ich, dass wenigstens das Singen in den Gottesdiensten bald wieder erlaubt ist - denn ohne Singen, ohne Musik, fehlt was, im Leben wie im Glauben. Bei uns daheim singen wir in dieser verrückten Zeit übrigens immer mal wieder Karaoke. Weil Singen gut für die Seele ist. Und alles, was gut für die Seele ist, macht stark fürs Leben.

Also sing mal wieder - für dich allein, für den lieben Gott, unter der Dusche oder am Küchentisch.

Herzlichst, Ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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