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Hoffnungsbrief Nr. 55

Eingang: 15.04.2021, Veröffentlicht: 16.04.2021

Hoffnungsbrief Nr. 55

Liebe Gemeinde,

das Leitbild des heutigen 2. Sonntags nach Ostern ist “Der gute Hirte” aus dem Johannes-Evangelium mit dem dazu passenden Psalm 23. In vielen Gemeinden wurde bis 2019 an diesem Sonntag die Konfirmation gefeiert. Die Kirchen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Die Familien haben stets ein oder zwei Kirchenbänke für sich reserviert bekommen. In den Gängen und vor dem Altar wurden zahlreiche Extraplätze mit Stühlen ergänzt. Und heute? Da findet keine Konfirmation statt. Schon zum zweiten Mal muss sie verschoben werden. Ich möchte das zum Anlass nehmen, über nicht gefeierte Geburtstage, Familienfeiern oder eben die Konfirmation nachzudenken. Was fehlt mir, wenn ich weder Weihnachten noch Ostern, weder Hochzeit noch Konfirmation im gewohnten größeren Rahmen begehen kann?
Mir fehlen besonders die Menschen, mit denen ich feiern, singen und beten möchte. Mir fehlt, dass meine Gäste, Verwandten und Freunde teilnehmen und sich mit mir freuen können. Selbst in Kriegszeiten sind Weihnachten und Ostern nie ausgefallen, jetzt schon.
Nur die frohe Botschaft bleibt: Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.
Das klingt wie eine Stimme aus einer anderen Welt. Mir fällt ein Kinderlied ein, das leider 1995 aus dem neuen Ev. Gesangbuch verschwunden ist: Weil ich Jesu Schäflein bin, freue ich mich immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt. (EKG 479)
Der kindliche, naive Glauben befremdet heute eher, als dass er eine Brücke von dieser Welt in jene schlagen könnte. Wer will schon als Teil einer Schafherde angesprochen werden? Mancher wird die Stimme Jesu dennoch vermissen: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.
Wer will heute noch darauf hören? Wer folgt willig wie ein Schaf der herrlichen Stimme Gottes? Selbst wenn am Schluss der Himmel und das ewige Leben winken. Ich kann mir gut vorstellen, wie viele abwinken und über die Kirche lachen. Allzu sehr ist die Konfirmation als eine Emanzipation, eine völlige Abnabelung vom christlichen Glauben verstanden worden. Mündiges Christsein, dazu sagen wir alle “Ja‘‘, wenn wir aber damit jedes Gottvertrauen und alle Gewissheit verlieren? Im Grunde erleben wir immer öfter den Widerspruch zwischen dem, was wir sein wollen und dem, was die alten Bilder uns vor Augen gemalt haben. Das Bild vom guten Hirten und seiner Herde muss auf seinen Kern bezogen werden, d.h. auf Christus, nicht auf uns. Natürlich sind wir keine Herde von blökenden Schafen, die an der Kirchentür ihren eigenen Willen ebenso wie das selbstständige Denken ablegen. Es kommt darauf an, wie die klugen Tiere die Stimme des guten Hirten von anderen, irreführenden Stimmen zu unterscheiden. Die verführen oft zur Selbstüberschätzung. Das wahre Leben ist nicht unbedingt das, was ich mir vorstelle, sondern was Gott für mich haben will. Das zu entdecken, kann mich hoffen lassen. Schritt für Schritt kann ich vertrauen lernen, dass der Herr wirklich mein Hirte ist. Er wird mich auf den rechten Weg führen, wenn ich mich nur führen lasse.
Zusammenfassen lässt sich diese Hoffnung so: “Lieber Christ, du sollst kein Schaf sein, nur die Stimme deines guten Hirten erkennen.”

Ihr

Ihr Pastor Cornelius Meisiek
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