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Hoffnungsbrief Nr. 66

Eingang: 01.07.2021, Veröffentlicht: 01.07.2021

Hoffnungsbrief Nr. 66
Kippbild von W. E. Hill, Appears in Puck, v. 78, no. 2018 (1915 Nov. 6), p. 11.r / Public domain CC(wikipedia)

Liebe Gemeinde,
denn du bist meine Zuversicht, HERR, meine Hoffnung von meiner Jugend an.
Können Sie das mit Ps 71,5 bekennen oder sind Ihnen der Zweifel und die Skepsis näher?
Ich möchte das gerne von mir sagen können, bin aber so häufig meiner Sache nicht sicher. Auf dich habe ich mich verlassen von Mutterleibe an.

Spätestens da überwiegt bei mir der Zweifel. Wer ist schon immer mit dem lieben Gott so im Reinen? Mir missfallen Leute, die sich zu gerne ihrer Nähe zu Gott und ihres Glaubens sicher scheinen. Ich fühle mich besser verstanden, wenn ich den Schrecken und den Abstand zum Allmächtigen spüre: Verwirf mich nicht in meinem Alter; verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.
Als junger Mensch kann ich mich mit dem Propheten Jeremia identifizieren, der gegen seine Berufung einwendete: Ich bin zu jung. Mir fehlt noch die nötige Erfahrung und Einsicht, um Gottes Wege zu verkünden. Als Pastor kann man gar nicht erfahren und einsichtig genug sein. Umgekehrt schleicht sich die Angst ein, meine Zeit könnte schon vorüber sein: Verwirf mich nicht in meinem Alter; verlass mich nicht, wenn ich schwach werde. Zu jung oder zu alt, ein Problem wie aus einer Bewerbungssituation.
Der Psalm 71 ist da sehr direkt: meine Feinde reden wider (oder über) mich, und die auf meine Seele lauern, beraten sich miteinander und sprechen: “Gott hat ihn verlassen; jaget nach und ergreifet ihn, denn da ist kein Erretter.”

Zur falschen Zeit am falschen Ort bei den falschen Leuten - so kann es einem gehen. Manchmal fühle ich mich wie in der Falle. Da kann ich nur bitten “Verwirf mich nicht in meinem Alter; verlass mich nicht, wenn ich schwach werde... Gott, sei nicht ferne von mir, mein Gott, eile, mir zu helfen!” - Gott ist kein Ding unmöglich, er kann eingreifen, aber er kann es auch unterlassen. Es kann alles anders kommen, als man es selbst befürchtet oder als es andere anstreben. Eine Wendung durch Gottes Fügung kann zu neuer Einsicht führen:
Schämen müssen sich und umkommen, die meiner Seele zuwider sind; mit Schande und Hohn müssen überschüttet werden, die mein Unglück suchen. - Ps 71 zieht drastische Konsequenzen, die alle das Fürchten lehren, die sich allzu sicher sind und allzu selbstgerecht handeln. Gott auf meiner Seite, das ist eine der stärksten Widerstandskräfte, die den Glauben an unseren Gott ausmachen. Diese Kraft der Gerechtigkeit wünsche ich allen, die sich wie in einer Falle fühlen.

Ihr Pastor Cornelius Meisiek
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